Band 5 von 8 Bänden – Von Gunter Görner und Beate Kaiser, 2004. Festeinband mit 464 Seiten sowie 122 Abbildungen.
Vorwort.
Seit dem Jahr 1890, mit dem der 4. Band der Chronik der Stadt Mühlhausen in Thüringen abschließt, haben sich tiefgreifende Veränderungen in allen Lebensbereichen dieser Stadt vollzogen. Im vorliegenden 5. Band dieser Chronik wird darüber berichtet, was sich von 1891 bis 1945, also in den letzten Jahrzehnten des Kaiserreiches, in der Zeit der Weimarer Republik und während der Herrschaft des Nationalsozialismus in Mühlhausen ereignet hat. Auch in unserer Stadt waren dabei die Novemberrevolution von 1918, der Kapp-Putsch im März 1920, die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933, die letzten Monate des 2. Weltkrieges und die Besetzung der Stadt durch US-Kampftruppen im April 1945 spannungsgeladene Zeiten, deren Darstellung in der Chronik besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Während die ersten vier Bände dieser Stadtchronik auf verschiedenen handschriftlichen Chroniken beruhen, die Reinhard Jordan bearbeitet und herausgegeben hat, wurde der vorliegende Band vor allem anhand der Akten des Stadtarchivs, insbesondere der Protokollbücher der Stadtverordnetenversammlung, der Verwaltungsberichte des Magistrats sowie der städtischen Akten aus den Beständen Allgemeine Verwaltung, Polizei, Militär und Krieg sowie Bau-, Siedlungs- und Wohnungswesen erarbeitet. Ein Verzeichnis der benutzten Akten liegt im Stadtarchiv vor. In Anbetracht der zur Verfügung stehenden begrenzten Zeit konnten nicht alle im Stadtarchiv aufbewahrten Akten aus der Zeit von 1891 bis 1945 mehr als 300 laufende Meter ausgewertet werden, so daß für vertiefte Untersuchungen noch umfangreiches Material zur Verfügung steht.
Auch die im Berichtszeitraum erschienenen Mühlhäuser Zeitungen, Zeitschriften und Adressbücher dienten als wichtige Quellen. Darüber hinaus waren die im Literaturverzeichnis aufgeführten Monographien, Festschriften und Zeitschriftenbeiträge zu verschiedenen Themenbereichen eine wertvolle Hilfe. An chronikalischen Aufzeichnungen standen lediglich die handschriftliche Chronik der Stadt Mühlhausen von Carl Christoph Vockrodt, die mit dem Jahr 1903 endet, die handschriftliche Mühlhäuser Chronik von Wilhelm Führ, in der über die Jahre 1905 bis 1921 berichtet wird, sowie eine in Maschinenschrift vorliegende Sammlung chronikalischer Nachrichten aus den Jahren 1900 bis 1938, die vom damaligen Stadtarchivar Dr. Ernst Brinkmann zusammengetragen wurden, zur Verfügung.
Leider war es nicht möglich, für jede der im vorliegenden Band aufgeführten mehr als 3000 Einzelmeldungen die Quelle anzugeben, viele Meldungen beruhen zudem auf mehreren Quellen , da dies nicht nur den Umfang des Buches unvertretbar erweitert, sondern auch die Lesbarkeit des Textes erschwert hätte.
Die Autoren waren bemüht, ein möglichst umfassendes Bild des städtischen Lebens von 1891 bis 1945 zu vermitteln. Dazu gehören natürlich in erster Linie wichtige politische Ereignisse, bedeutsame soziale Bewegungen, herausragende Aktivitäten im Kultur- und Vereinsleben und aussagekräftige Angaben über die Entwicklung von Wirtschaft, Handel und Verkehr sowie die Bautätigkeit in der Stadt.
Darüber hinaus wird auch über andere Geschehnisse berichtet, die die Mühlhäuser zur damaligen Zeit bewegten, wie große Brände und andere Unglücksfälle, Gewaltverbrechen sowie bemerkenswerte Naturereignisse, denn ohne diese Nachrichten wäre eine Stadtchronik unvollständig.
Um die lokalen Geschehnisse besser in den größeren historischen Zusammenhang einordnen zu können, wurden in die Chronik einige Schlüsseldaten von nationaler und internationaler Bedeutung aufgenommen, die im Text durch Fettdruck hervorgehoben sind.
Natürlich war es nicht möglich, über alle Bereiche des städtischen Lebens mit gleicher Ausführlichkeit zu berichten. Mancher Leser, der nach einem ganz speziellen Ereignis sucht, wird vielleicht enttäuscht sein, daß es nicht in der Chronik festgehalten wurde. Um den Umfang des Buches in vertretbaren Grenzen zu halten, war es notwendig, eine Auswahl unter den zahlreichen bemerkenswerten Ereignissen zu treffen, die im Berichtszeitraum stattgefunden haben.
Die Chronik kann eine umfassende Stadtgeschichte, die für Mühlhausen noch aussteht, nicht ersetzen. Dazu sind noch fundierte Einzeluntersuchungen zu vielen Lebensbereichen, insbesondere zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, erforderlich. Sie will eine Orientierungshilfe für den Geschichtsinteressierten, ein Handbuch für den täglichen Gebrauch sein. Das ganze Spektrum der chronikalischen Nachrichten, die oft über eine Persönlichkeit, einen Verein, einen Betrieb oder ein Bauwerk über Jahrzehnte hinweg berichten und damit Entwicklungen aufzeigen, wird sich erst dann vollständig erschließen, wenn das Personen- und Sachregister für alle Bände vorliegt, das nach dem 6. Band der Chronik, in dem von 1946 bis zur Gegenwart berichtet wird, erscheint.
Bei der Vielzahl von Daten, die Eingang in die Chronik gefunden haben, ist nicht auszuschließen, daß trotz sorgfältiger Recherche einige fehlerhaft sind. Für Hinweise auf erwünschte Korrekturen sind wir sehr dankbar und bitten darum, diese an das Stadtarchiv Mühlhausen zu übermitteln, damit notwendige Berichtigungen als Anhang zu einem der beiden folgenden Bände oder in einer späteren Auflage dieses Bandes der Stadtchronik erscheinen können.
Während es wie bereits dargelegt an schriftlichen Quellen nicht mangelt, steht zumindest für den Zeitraum von 1933 bis 1945 aussagekräftiges Bildmaterial nur in unzureichendem Umfang zur Verfügung. Deshalb mußte für diese Zeit auf Abbildungen aus damaligen Zeitungen zurückgegriffen werden, deren schlechte Qualität wie der Leser ersehen kann leider auch durch moderne Methoden der Bildbearbeitung nicht wesentlich verbessert werden konnte.
Aus technischen Gründen war es auch nicht immer möglich, die Abbildungen unmittelbar über oder unter die dazugehörigen Einzelmeldungen zu platzieren. Auch dafür bitten wir um Verständnis.
Gern nehmen wir die Gelegenheit wahr, an dieser Stelle der Stadtverwaltung Mühlhausen, die die Fortführung der Stadtchronik in vielfacher Weise unterstützt hat, unseren herzlichen Dank auszusprechen.
Auch den Mitarbeitern des Stadtarchivs Mühlhausen, insbesondere Frau Roswitha Henning und Frau Johanna Jamrozinski, schulden wir aufrichtigen Dank für ihre tatkräftige Mithilfe bei der Erschließung von Quellenmaterial.
Unser besonderer Dank richtet sich an Frau Gudrun Thormann sowie die Herren Bernd Mahr und Martin Sünder für ihre wertvollen Hinweise bei der Erarbeitung des Manuskripts und für dessen Durchsicht.
Dem Direktor der Mühlhäuser Museen, Herrn Dr. Gerhard Seib, sowie Herrn Axel Fuecks sind wir für die Bereitstellung von Bildmaterial zu großem Dank verpflichtet.
Unser herzlicher Dank gilt auch Herrn Jens Hiersemann, dem Verfasser des Buches Mühlhäuser Straßennamen damals und heute, für die Erarbeitung des Anhangs zur Umbenennung von Straßen und Plätzen in Mühlhausen.
Herrn Eduard Fritze, dem Autor des Buches Die letzten Kriegstage im Eichsfeld und im Raum Mühlhausen vom 3. 10. April 1945 haben wir sehr zu danken für seine Hinweise zur Darstellung der Ereignisse bei der Besetzung Mühlhausens durch US-Truppen im April 1945.
Frau Silvia Ehrhardt und Frau Birgit Haberkorn danken wir herzlich für ihre Mitwirkung bei der Vorbereitung des Manuskripts zum Druck.
Schließlich wissen wir uns Herrn Harald Rockstuhl für die kompetente verlegerische Betreuung dieser Chronik zu ausdrücklichem Dank verpflichtet.
Es wäre wünschenswert, wenn der vorliegende Band der Chronik zu vertieften Studien über die Geschichte von Mühlhausen im 20. Jahrhundert anregen würde, denn die Kenntnis der Geschehnisse des zurückliegenden Jahrhunderts erleichtert nicht nur das Verständnis für Entwicklungsprobleme unserer Stadt im 21. Jahrhundert, sondern verstärkt vielleicht auch die Bereitschaft, unter Beachtung der Lehren der jüngeren Geschichte einen aktiven Beitrag zum Gedeihen unseres städtischen Gemeinwesens zu leisten.
Mühlhausen, im April 2004 Die Autoren