Band 2 von 8 Bänden – Von Reinhard Jordan mit einem Nachwort und Ergänzungen von Dr. Gunter Görner, Reprint 1903/2001.
Festeinband mit 224 Seiten, einem Stadtplan, einer Karte mit den zu Mühlhausen gehörenden Ortschaften und 5 Abbildungen.
Information:
Jordans Verdienste um die Mühlhäuser Geschichtsforschung Reinhard Jordan war kein Mühlhäuser Kind, sondern ein "Zugereister".
Er wurde am 07.01.1847 in Prester bei Magdeburg als Sohn eines Amtsrates geboren. Seine Vorbildung erhielt er auf dem Pädagogium zum Kloster Unserer Lieben Frauen in Magdeburg, das er bis Ostern 1868 besuchte. Anschließend studierte er in Leipzig und Göttingen Philologie und Geschichte und promovierte 1873 an der Universität Göttingen mit der Dissertation "de fontibus Appiani in bellis Mithridaticis enarrandis" zum Dr. phil.
Nach dem Studium war er zunächst am Domgymnasium in Magdeburg, an der Klosterschule Roßleben und am Domgymnasium in Halberstadt als Lehrer tätig, ehe er zu Michaelis 1888 als Oberlehrer an das Gymnasium in Mühlhausen berufen wurde.30)
Im Zusammenhang mit der 350-Jahrfeier des Bestehens des Mühlhäuser Gymnasiums im Jahr 1893 beschäftigte sich Jordan mit der Geschichte dieser Schule und stieß dabei auch auf die reichen Schätze des Mühlhäuser Stadtarchivs, denen in den folgenden Jahrzehnten bis zu seinem Tode sein wissenschaftliches Interesse galt.
Nach der Veröffentlichung seiner "Beiträge zur Geschichte des Städtischen Gymnasiums in Mühlhausen in Thüringen", die von 1895-1900 als Beilagen zu den Jahresberichten des Gymnasiums erschienen, befasste er sich intensiv mit dem Bauernkrieg und insbesondere der Rolle Mühlhausens in dieser großen sozialen Bewegung des 16. Jahrhunderts.
Weitere Schwerpunkte von Jordans Forschungstätigkeit waren Mühlhausens Schicksal im Dreißigjährigen Krieg, im Siebenjährigen Krieg, während der Zeit des Königreichs Westfalen sowie in den Befreiungskriegen.
Außerdem schrieb er über zahlreiche lokalgeschichtliche Einzelthemen, wie z. B. die Verfassungsgeschichte von Mühlhausen im 18. Jahrhundert, die Geschichte der Mühlhäuser Bürgerschützen-Kompanie, die Geschichte der Musik in dieser Stadt sowie über die geplante Verlegung des Reichskammergerichts nach Mühlhausen.
Die Ergebnisse dieser Forschungen sind u. a. in den "Mühlhäuser Geschichtsblättern", in denen über 70 Beiträge aus Jordans Feder erschienen sind, in den Heften "Zur Geschichte der Stadt Mühlhausen in Thüringen", in der Reihe "Aus alter Zeit. Geschichtliches aus Mühlhausen in Thüringen", in der "Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde", dessen korrespondierendes Mitglied er war, in der "Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte in der Provinz Sachsen", in den "Neuen Mitteilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen" sowie in den Mühlhäuser Tageszeitungen veröffentlicht worden.
Im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Zugehörigkeit Mühlhausens zum Königreich Preußen im Jahr 1902 übernahm Jordan die Aufgabe, die Festschrift zu verfassen, die insbesondere die Beziehungen der ehemaligen freien Reichsstadt zu Preußen behandelt.31)
Aus Anlaß des 300-jährigen Bestehens des Brunnenhauses in Popperode schrieb er im Jahre 1914 eine kleine Monografie über dieses Mühlhäuser Kleinod.32)
Eine vollständige Aufzählung seiner literarischen Arbeiten würde eine erstaunlich lange Liste ergeben.
Zu Michaelis 1910 trat Jordan in den Ruhestand. Er verzog nach Jena, wo er sich weiterhin unermüdlich mit der Erforschung der Geschichte von Mühlhausen beschäftigte. Am 15. Februar 1916 ist er in Jena gestorben.
Reinhard Jordan war ein sehr produktiver und zugleich bescheidener Gelehrter. Einer seiner Schüler, Dr. Ernst Brinkmann, beschreibt ihn in einem Nachruf mit folgenden Worten:
"Er war ein schlichter, anspruchsloser Mann, feinfühlig im Denken und Handeln, ein hochsinniger Lehrer mit reichem Wissen, ein echter deutscher Gelehrter, der in der Handels- und Industriestadt Mühlhausen wissenschaftlichen Neigungen oblag und darin Befriedigung und Genuß fand."33)
Die Stadt Mühlhausen hat Jordans Verdienste unter anderem dadurch gewürdigt, daß sie im Jahr 1928 ihm zu Ehren eine Straße der Stadt benannt hat.
Er selbst hat sich durch seine zahlreichen Publikationen, vor allem aber durch die Herausgabe der "Chronik der Stadt Mühlhausen in Thüringen", die seit langem zu einem echten Heimatbuch der Mühlhäuser geworden ist, ein bleibendes Denkmal gesetzt.
Mühlhausen, im September 2001 Dr. Gunter Görner