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Erfurter Hof - gestern & heute

Artikel-Nr.: 978-3-938997-84-0

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Hans-Peter Brachmanski, 96 Seiten, 101 Fotos, Taschenbuch

Inhalt:

1. Hotelbeschreibung 1906 3
2. Harry Domela - ein Abenteurer 10
3. Erfurter Streiflichter / 1932 - 2006 31
4. Geschichten um den Erfurter Hof 48
5. Erfurter Graphiker arbeiten für den Erfurter Hof 58
6. Willy Brandt und der Tag von Erfurt 62
7. Erstes Deutsches Treffen in Erfurt / Numismatik 66
8. Zahlen- und Daten zum Erfurter Hof 74
9. Impressionen vom Baugeschehen 2003 - 2007 86

 

Vorwort
Wir haben angeborene und anerzogene Schwächen, und es möchte noch die Frage sein, welche von beiden uns am meisten zu schaffen geben. So gern ich mich mit jeder Art von Zuständen bekannt machte und dazu manchen Anlass
gehabt hatte, war mir doch von meinem Vater eine äußerste Abneigung gegen alle Gasthöfe eingeflößt worden. Auf seinen Reisen durch Italien, Frankreich und Deutschland hatte sich diese Gesinnung fest bei ihm eingewurzelt. Ob er gleich selten in Bildern sprach, und dieselben nur, wenn er sehr heiter war, zu Hülfe rief; so pflegte er doch manchmal zu wiederholen: In dem Tore eines Gasthofs glaubte er immer ein großes Spinnengewebe ausgespannt zu sehen, so künstlich, dass die Insekten zwar hineinwärts, aber selbst die privilegierten Wespen nicht ungerupft heraus fliegen könnten. Es schien ihm etwas Erschreckliches, dafür, dass man seinen Gewohnheiten und allem, was einem lieb im Leben wäre, entsagte und nach der Weise des Wirts und der Kellner lebte, noch übermäßig bezahlen zu müssen. Soweit Johann Wolfgang von Goethe in den Erinnerungen an einen frühen Aufenthalt in Dresden ("Dichtung und Wahrheit", II,8). Inwieweit Goethe auf späteren Reisen dem Gasthofs-Verdikt des Vaters noch zustimmte, mag dahingestellt bleiben. Dass der Dichterfürst ein profunder Weinkenner war und selbst gern einen Schoppen genoß, ist überliefert. Auch verkehrte er gern in froher Runde in verschiedenen Gasthöfen, wobei seine Aufenthalte im Weimarer "Weißen Schwan" legendär sind. In Erfurt war es die am Domplatz gelegene Weinhandlung der Gebrüder Ramann, die er beehrte. Jahrzehntelang gingen von hier aus Lieferungen exzellenter Weine nach Weimar in das Haus am Frauenplan.
15 Jahre nach Goethes Ableben machte in Erfurt am 2.4.1847 das erste Dampf­ross Station. Das Zeitalter der Lokomotiven und damit das schnelle und bequeme Reisen hatte die Region Thüringen erreicht. Der Eiserne Strang verband fortan alle größeren Städte im territorial zergliederten Thüringen. Egal ob Reuß-
Gera, Sachsen-Weimar, Preußisch-Erfurt oder Sachsen-Coburg-Gotha - über all die vielen Ländergrenzen hinweg führte das Eisenbahnnetz problemlos.
Einem dichtem Netzwerk gleich überzogen in schneller Folge Schienenstränge Mitteldeutschland und ermöglichten die rasche Verbindung zu den Industrieregionen. Kohle aus Schlesien, Stahl aus dem Ruhrgebiet sowie viele Halb- und Fertigfabrikate gelangten per Eisenbahn in das Thüringer Land. Umgekehrt verließen zahlreiche heimische Produkte das Land. Den Bemühungen des Stadtrats Karl Herrmann und des ersten Eisenbah­direktors Graf Ludwig von Keller verdankt es die Stadt Erfurt, dass die entscheidende Streckenführung über Erfurt geplant und fertiggestellt wurde.
Erfurt avancierte damit zum wichtigsten Güterumschlagsplatz im Schnittpunkt der Eisenbahnlinien. Die günstige wirtschaftliche Lage verhalf der Stadt zu einer raschen Entwicklung. Damit einher ging ein sprunghafter Anstieg der Bevölkerung. Aus einer Garnisonstadt mit 35.000 Einwohnern erwuchs eine moderne Wirtschaftsmetropole, die im Jahr 1906 den Status einer Großstadt mit 100.000 Einwohnern erreichte. Als Kongress-Stadt sowie als zentraler Versammlungs- und Ausstellungsstandort rückte Erfurt immer stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Dazu trugen nicht unwesentlich der Erfurter Parteitag von 1891 sowie die Gewerbe - und Industrieausstellung von 1894 bei. In schneller Reihe folgten ab jetzt Veranstaltungen, Messen und Ausstellungen, Nicht zu Unrecht erwarb sich Erfurt das Prädikat einer weithin bekannten Messestadt. Die Unterbringung der stetig ansteigenden Gästescharen erforderte neue Lösungen.
Im gleichen Jahr, in dem Erfurt als 42. Stadt im Deutschen Kaiserreich in den Kreis der Großstädte aufstieg, übernahm ein versierter Hotelier das größte und wohl auch schönste Haus in Erfurt, den "Erfurter Hof". Als anerkannter Fachmann entdeckte Georg Kossenhaschen sehr schnell den wahren Wert dieses kurz zuvor eröffneten Hotels. Besondere Vorzüge waren die günstige Lage direkt gegenüber dem Bahnhof, die gediegene Ausstattung, verbunden mit einer erstklassiger Küche, und das gut geschulte Personal. Unter seiner Ägide entwickelte sich das Hotel in der Folgezeit zum Ersten Hotel der Stadt. Der "Erfurter Hof" und sein späterer Erweiterungsbau "Hotel Kossenhaschen" galten lange Zeit als feinste Adresse für Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Stars und Sternchen logierten hier und gaben sich die Klinke in die Hand. Neben diesen waren es jedoch eigentlich nur zwei Personen, die das Hotel in den Blickpunkt überregionalen Interesses versetzten: beide waren unter falschen Namen im "Erfurter Hof" abgestiegen.
Der erste war Harry Domela, besser bekannt als "Prinz von Preußen", dessen Köpenickiade 1926 deutschlandweit für Aufsehen sorgte.
Bei dem zweiten handelte es sich um
H. Frahm alias Willy Brandt, den vier-
ten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Seine politischen Gespräche im geteilten Nachkriegsdeutschland, beginnend im März 1970, lenkten die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf diese Stadt und deren gleichnamiges Hotel. Das "Erfurter Treffen" wurde zum Symbol für eine neue Deutschlandpolitik. Die Formel "Wandel durch Annährung" sollte später hierfür prägend werden. Hoffnungen vielfältiger Art keimten damals, im Frühjahr 1970, in der DDR auf, die sich allerdings erst mit der friedlichen Revolution des Jahres 1989 erfüllten. Mit dem politischen Umbruch veränderte sich nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Stadt und deren Gebäudestruktur. Alte Bausubstanz verschwand oder wurde restauriert, viel Neues entstand in Erfurt. Betroffen von dieser Zäsur war auch das Hotel "Erfurter Hof", für das es zunächst keinen Neuanfang gab.
1995 versank das traditionsträchtige Gebäude in einen zehnjährigen Dornröschenschlaf, aus dem es nun im Jahr 2007, nach erfolgreichem Umbau zum Büro- und Geschäftskomplex, neu erwacht. Von den vergangen einhundert Jahren berichtet umfassend die hier vorliegende Broschüre, bei deren Lektüre der Herausgeber viel Freude wünscht.
Hans-Peter Brachmanski

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