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Die Feldabahn als schmalspurige Secundär-Bahn im Grossherzogthum Sachsen-Weimar. Reprint 1882/2009, Paperback mit 116 Seiten und 84 Abbildungen / 25 Tabellen.
Vorwort
Bei dem Wege, den wir in der Praxis bis zu dem Zeitpunkte zurücklegen, wo wir mit dem gemachten Erfahrungen etwas Selbstständiges zu leisten vermögen, nehmen wir gar manchen Keim des Unkrautes in uns auf, das wir erst entdecken, wenn der Same aufgegangen ist. Wir verlieren oft die natürliche Anschauung eines Gegenstandes, wenn wir dem Autoritätsglauben anhängen und nicht selbst unseren Verstand arbeiten lassen, wenn wir nicht alle die Factoren herbeiziehen, die zur Aufklärung einer Sache beizutragen vermögen und überhaupt nicht bestrebt sind, unsere objective Urteilsfähigkeit auszubilden. Die brutale Macht der Gewohnheit führt gar bald zur Schablone, über deren Rahmen wir nicht mehr hinauszukommen vermögen, wenn wir uns ihrer nicht schon bei Zeiten erwehren.
Nirgends aber ist die Schablone gefährlicher, als wenn für eine Sache erst eine neue Basis geschaffen werden muss und eine solche Sache ist unbestritten die Erstellung und der Betrieb von Vicinalbahnen. Es ist zwar diese Sorte des modernen Verkehrswesens nichts Neues: aber es existiren äusserst wenige solche Anlagen, die als gutes Beispiel dienen können, weil sie nicht ein selbstständiges Individuum sind, sondern nur eine in unpassende Verhältnisse übergetragene Form der Hauptbahnen. Bei den mannigfaltigen, in ihrer Combination ausserordentlich vielfältigen, auf die Gestaltung einer Vicinalbahn erwirkenden Verhältnissen muss man von einer Schablone ganz und gar Umgang nehmen, wenn man bei den oft sehr ökonomischen Verhältnissen des von der Bahn zu durchziehenden Verkehrsgebietes einen mindestens achtungswerthen Erfolg erzielen will. Es muss deshalb jede Anlage einem gründlichen, auf langjährigen Erfahrungen basirten Studium unterzogen werden, ehe man an die Ausführung geht.
Die Feldabahn war bisher das Ziel zahlreicher Excursionen und wird von vielen Fachmännern als eine den örtlichen und den Verkehrsverhältnissen streng angepasste individualisirte Anlage anerkannt, bei welcher die Grundzüge des Baues sowol wie des Betriebes im wirthschaftlichen Sinne harmoniren. Es dürfte deshalb von allgemeinem Interesse sein, über die Feldabahn authentische Aufschlüsse zu bekommen, um so mehr als die Literatur über das Kapitel Secundärbahnen, obwol sie schon zu einer ansehnlichen Sammlung herangewachsen ist, doch sehr wenige praktische Beispiele über ausgeführte Anlagen aufzuweisen hat. Im Allgemeinen ist zwar Vieles und Gutes geschrieben worden; allein von guten Rathschlägen bis zur thatsächlichen Ausführung ist ein weiter und oft schwieriger Weg zurückzulegen. Es wird derjenige, bei dem die Begriffe einer wirthschaftlichen Anlage nicht in Fleisch und Blut übergegangen sind, derjenige, der nicht den Muth hat, unbekümmert um die Zweifel und Bedenken Anderer die Verantwortung für das zu übernehmen, was er als zweckmässig und gut anerkennt, nur ein Werk schaffen, das mit den ökonomischen Grundsätzen nicht im Einklange steht, er wird auf Abwege kommen, auf denen er das angestrebte Ziel nicht zu erreichen vermag.
Der Verfasser vorliegender Broschüre, welcher schon während der Kindheit unseres Eisenbahnwesens in dessen Praxis übergetreten ist, lange Jahre im Eisenbahndienste thätig war und seit vielen Jahren als der Chef eines mit dem modernen Verkehrsinstitute eng liirten Etablissements Gelegenheit hatte, die Bedürfnisse und Mängel des Verkehrswesens kennen zu lernen, und der mit besonderer Vorliebe dem wirthschaftlichen Theil des Eisenbahnwesens, insbesonders demjenigen der Secundärbahnen eine grosse Aufmerksamkeit schenkte, hat es versucht, die beim Bau und Betrieb der Feldabahn zur Anwendung gekommenen Grundsätze im Zusammenhange mit den getroffenen Einrichtungen und der Organisation des Betriebes einem grösseren Kreise von Interessenten zur Kenntnis zu bringen. Vor Allem aber muss er darauf aufmerksam machen, dass die Feldabahn nicht die Schablone bilden kann für andere Anlagen, da sie noch mancher Vervollkommnung im wirthschaftlichen Sinne fähig sein dürfte und weil sie überhaupt nicht eine universelle, sondern nur eine individuelle Ausbildung erfahren hat. Sie kann deshalb nur als Leitfaden für andere Anlagen betrachtet werden.
Giebt die vorliegende Arbeit Veranlassung, die bei der Feldabahn verkörperten Grundsätze, welche in jeder Beziehung zu einem unglaublich günstigen Resultate geführt haben, der weiteren Vervollkommnung zuzuführen und zum weiteren Verfolg des eingeschlagenen Weges anzueifern, dann ist der Zweck derselben erreicht.
München, im September 1881.
Krauss.
Inhalts-Verzeichniss.
I. Allgemeines.
- Vorgeschichte der Bahn
- Anschluss an die Hauptbahn
- Voranschläge
- Schmal- und Normalspur
- 0,75 oder 1 m Spur
- Geschwindigkeit
II. Baubeschreibung
- Trace
- Länge
- Curven
- Steigungsverhältnisse
- Normallicht- und Ladeprofil
- Bauausführung
Titel 1. Grunderwerb
Titel 2. Erdarbeiten
Titel 3. Unterhaltung der Dämme
Titel 4. Einfriedungen
Titel 5. Wegübergänge
Titel 6. Kleine Brücken und Durchlässe
Titel 7. Grosse Brücken
Titel 8. und 9. Tunnels und besondere Vorrichtungen
Titel 10. Ober- und Unterbau
Titel 11. Signale
Titel 12. Bahnhöfe und Haltestellen
Titel 13. Ausserordentliche Anlagen
Titel 14. Betriebsmittel
Titel 15. Vorarbeiten, Bauleitung
Titel 16. Insgemein
Titel 17. Bauzinsen
- Baukosten
III. Betrieb
- Betriebsmittel
- Organisation des Betriebes
- Billetausgabe
- Billetsystem
- Güterübergabe an die Hauptbahn
- Tarife
- Personalstatus
IV. Resultate des Betriebes
Anhang
Beilage No. 1. Vertrag zwischen der Grossherzoglichen Sächsischen Staatsregierung und
der Locomotiv-Fabrik Krauss & Co.
Beilage No. 2. Vertrag zwischen der Grossherzoglichen Sächsischen Staatsregierung und der Werra-Eisenbahn-Gesellschaft
Beilage No. 3. Oesterreichisches Localbahngesetz vom 25. Mai 1880
Beilage No. 4. Betriebsresultate von Secundärbahnen
Zeichnungen
Bemerkung: Die Masse sind, so weit sie nicht den Meter übersteigen, in Millimetern
ausgedrückt.
Blatt No. 1. und 2. Längenprofil und Situation.
Blatt No. 3. Kunstbauten.
Blatt No. 4. Oberbau.
Blatt No. 5. Bahnhöfe etc.
Blatt No. 6. Hochbauten.
Blatt No. 7. und 8. Betriebsmittel.
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