Autorin - Luise Gerbing, Reprint der Ausgabe von 1925, 170 Seiten mit 17 Farbtafeln und 83 Abbildungen im Text. Frakturschrift - Originaltitel: "Die Thüringer Trachten in Wort und Bild dargestellt und erläutert". Reprint der Ausgabe des Verlages der Thüringer Vereinigung für Wohlfahrts- und Heimatpflege aus Erfurt.
AUS DEM VORWORT VON LUISE GERBING 1925:
„Mehr als drei Jahrzehnte sind verstrichen, seit ich mit dem Sammeln des Materials zu dem vorliegenden Buch begann. Wohl kein Jahr verging ohne Streifzüge durch die Thüringer Heimat. Wenige Ortschaften zwischen dem Harz und der Rhön, der Werra und der Saale sind unbesucht geblieben. Manche Gegenden (vor allem der Nordrand des Thüringer Waldes, aber auch das Werratal und das Eichsfeld) sind öfters durchwandert und von Ort zu Ort durchforscht und durchfragt worden. Von den „ältesten Leuten“, die damals in den ersten Jahren der Bearbeitung noch über die Gewandung ihrer Großeltern (aus der Rokozeit) und aus ihren eigenen Jugendtagen zu berichten wußten, lebt wohl keines mehr. Von Jahr zu Jahr wurde das Interesse an der „alten Tracht“ geringer, die Auskunft magerer. Am schwierigsten und trübsten verliefen die Versuche eines letzten Zusammentragens von Arbeitsstoff während der Kriegsjahre [1914-1918]“.
Da war erklärlicherweise weder Sinn noch Verständnis für die alte Zeit und ihre Gebräuche mehr vorhanden unter den in Trauer und Not Daheimgebliebener. Und wie der Krieg und die nachfolgende Revolution wie ein Unwetter über die geistigen Güter unseres geknechteten Volkes hingebraust sind, so haben die Stürme auch den letzten Rest von altdeutschen Sitten und Gebräuche verschüttet. Ob die neudeutsche Jugend in ihrem Bestreben, die idalen Güter wieder hervorzusuchen, auch für die Gewandung der Voreltern Interesse hat und belebend wirken wird? Ich bezweifle es. Aus dem Volk selbst müßte der alte Stolz auf die sinngemäße Bauernkleidung hervorwachsen, soll eine echte neue Volkstracht sich entwickeln. Die Versuche, die vergangenen Volkskleidung künstlich neu zu erwecken (besonders durch Trachtenfeste) sind mißlungen, so gut sie auch gemeint waren. Denn künstliches Neuentfachen abgestorbener Volksgebräuche sind ein vergebliches und auch unwüdiges Bemühen. Nur zu oft werden die einst heiligen und ehrwürdigen Überreste der alten Tracht abstoßenden Maskerade herabgezerrt.
Viel können die „Gebildeten“ dazu beitragen, daß eine deutsche Tracht allmählich entsteht, wenn wir Einfachheit, Geschmack, Anmut und Würde in unserer eignen Kleidung zur Schau tragen. Denn wie seit alters wird auch künstighin der Bauernstand die Stadtleute in der Gewandung zum Vorbild nehmen.
Daß dieses Buch schließlich, nach manchen vergeblichen Bemühungen um einen Verleger, doch noch das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat, ist das Verdienst der „Thüringer Vereinigung für Wohlfahrts- und Heimatpflege“, die ihre weitverzweigte Organisation in den Dienst der Gewinnung von Subskribenten stellte und auch anderes Verbände Thüringens für das Werk interessierte.
Dem Vorstand dieser Vereinigung, vor allem dem Vorsitzenden, Herr Pfarrer Weigelt in Wandersleben, und dem Geschäftsführer, Herr J. Leute in Erfurt, sowie Herrn Pfarrer Bonsack aus Apfelstedt bin ich daher zu hohem Dank verpflichtet.
Zu danken habe ich auch dem Thüringer Landtag, der im Dezember 1924 2000 Mark als Beihilfe für die Drucklegung bewilligte.
Daß das Kapitel über den Altenburger Ostkreis, in dem ich keine persönlichen Erkundungen vornehmen konnte, nach Text und Bilder den übrigen Teil des Buches mindestens gleichwertig geworden ist, ist in erster Linie das Verdienst des Herrn Gutsbesitzer Friedheim Kresse in Lehma bei Altenburg, der seine genaue Kenntnis der Trachten seiner Vorfahren und der pitätvolle aufbewahrte Werkstags- und Festkleidung aus zwei Jahrhunderten sowie die einschlägige Literatur bereitwillig in den Dienst der Sache stellte. Auch ihm sei daher an dieser Stelle herzlich gedankt."