von Heinrich Zeyp, Reprint (Altdeutsche Schrift), Taschenbuch - Nachdruck mit 314 Seiten mit 10 Abbildungen, darunter 8 Wappen.
Inhalt
1. Anfänge. Geschichte und Sage
2. Herbsleben ein unmittelbares Besitzthum der Landesherrn
3. Die Geschlechter der letzten Erb- und Freisaßen im Orte
4. Herbsleben zur Zeit der Reformation:a.
Wie es unter Herzog Georg um und in dem Orte aussahb. Was sich gegen den Ausgang der albertinischen Herrschaft in Herbsleben begab
5. Von der Reformation bis zum 30jährigen Kriege:a. Mila´sche und nächstfolgende Zeitb. Anfang der Kerstlingerodaer Herrschaft
6. Zeit des 30jährigen Krieges
7. Vom 30jährigen Kriege bis zu unserm Jahrhundert:a.
Herrschaft der von Carlowitz´schen Familieb.
Erste Hälfte der Forstern´schen Zeitc. Andere Hälfte der Forstern´schen Zeit
8. Unser JahrhundertBeilagen
I. Urkundliche Nachrichten über die Herren von Herversleiben
II. Urkunden aus der landgräflichen Zeit
III. Bisitations-Protokoll vom Jahre 1540
IV. Polizei-Verordnung vom Jahre 1548
V. Verzeichniß des weltlichen Oberbeamten, Geistlichen und Lehrer
Vorbericht:
Was die Litteratur über die Geschichte Herbslebens, des größten Landortes im Herzogthum Gotha, darbietet, ist nur von geringem Belang. Zuerst hat Brückner derselben im 1762 erschienenen 9. Stücke des dritten Theiles seiner Sammlung verschiedener Nachrichten zu einer Beschreibung des Kirchen- und Schulenstaats im Herzogthum Gotha den von S. 3679 gehenden vierten Abschnitt gewidmet; dann hat sie Galletti in dem im Jahre 1781 erschienenen 4. Theile seiner Geschichte des Herzogthums Gotha S. 177191 behandelt. Einen ungleich höhern Werth soll ein handschriftliches Werk gehabt haben, welches den Titel führte: Chronica des Ampts und Fleckens Herbstleben, vormals von dem Wohl Ehrw. Herrn Andrea Toppio, gewesen Pfarrherrn zu wenigen Tennstedt, zusammengetragen, dem Hoch Edelgeb. Herrn Joh. Georg von Meusebach, F. S. Cammerherrn, auf dem Ampt und Rittergut Herbstleben, Friesen x. x. schriftlich A. 1674 übergeben, nach seinem Tode aber, weil das geschriebene Exemplar verlohren, aufs neue wieder aufgesetzt und an etlichen Orten vermehret und jetzo zum Druck verfertiget durch seinen Sohn Joh. Toppium, Medicinae Practicum. Dieses auch von Brückner benutzte Werk wurde jedoch durch den furchtbaren Brand 23. März 1818 mit dem größten Theile des Pfarr-Archives vernichtet; die handschriftliche Chronik aber, die sich im jetzigen Pfarr-Archive und in den Händen einiger Einwohner findet, soll von jenem ein Auszug und eine Fortsetzung sein, als deren Urheber ein gewisser Joh. Heinr. Lange genannt wird der, ursprünglich Candidat der Theologie, nie zu einer Stelle gelangte und in hohem Alter 1797 in Herbsleben starb. Um also eine dem Bedürfnisse der Gegenwart entsprechende Geschichte zu geben, galt es Nachforschungen in den Archiven zu halten, eine Mühe, die reichlich belohnt ward. Vor allem bot das einzige Gemeinde-Archiv einen ganz ungeahnten Reichthum von Nachrichten dar, deren Benutzung freilich viel Mühe machte, weil sich nicht nur keine Spur von einem Repertorium vorfand, sondern auch Alles wild und kraus durch einander gewirrt war, als hätte man sich Mühe gegeben, Urkunden und Acten in die möglich größte Unordnung zu bringen; sogar ursprünglich geheftet gewesene Acten waren von einander gerissen und die einzelnen Blätter lagen ordnungslos durcheinander. Traten nun für die neuere Zeit dieser Quelle die Archive der Kirche und des Gutes vielfach ergänzend zur Seite, so erwiesen sich auch auswärts veranstaltete Nachforschungen für die ältere Zeit überaus lohnend; besonders haben die Staats-Archive in Dresden, Gotha und Magdeburg reiche Ausbeute gebracht. Dieses Erfolges würde ich mich aber nicht freuen, wäre mir nicht aller Orte die Herren Archivbeamten mit der größten Behilflichkeit entgegengekommen, so dass es mir Pflicht ist, dies auch hier anzuerkennen und namentlich dem Herrn Geheim-Archivrath Dr. Beck in Gotha, dem Herrn Ministerialrath Dr. von Weber in Dresden, dem Herrn Archivrath von Mülverstedt in Magdeburg, dem Herrn Archivrath Beyer in Erfurt und dem Herrn Archivsecretär Dr. Menzel in Weimar meinen tiefgefühlten Dank auszusprechen.Wollte man es zweifelhaft finden, ob die Geschichte eines einfachen Landortes ein Bedürfniß genannt werden könne, so müsste ich sagen: nicht nur mir war es ein Bedürfniß, rücksichtlich der frühern Verhältnisse des Ortes, in dem ich meine Kindheit verlebte und nun seit einer Reihe von Jahren als Geistlicher wirke, soviel wie möglich im Klaren zu sein, sondern auch der Gemeinde was viel an der Kenntniß ihrer Ortsgeschichte gelegen, zumal der Mangel derselben ihr schon schweren Schaden gebracht und mehr als einmal eine grundlose Sage sie zu recht nachtheiligen Rechtshändeln verleitet hat. Aber auch in weitern Kreisen ist es ein unbestreitbares Bedürfniß, an dem Beispiele eines Ortes die Entwicklung der Verhältnisse der ländlichen Bevölkerung, z.B. die Entwicklung der Gemeindeverfassung, des Kirchen- und Schulwesens kenne zu lernen, und ein Bedürfniß, so manchen mehr oder minder abgestorbenen Brauch vor dem Vergessen zu sichern. Diesen Bedürfnissen war ich nach Kräften abzuhelfen bemüht, würde jedoch von einer Herausgabe meiner Geschichte haben absehen müssen, hätte nicht mit gewohnter Liberalität das Herzogl. Staatsministerium dieselbe gefördert, wofür ich demselben meinen tiefempfundenen Dank auch an dieser Stelle ausspreche.Wenn die ersten Abschnitte überhaupt als eine schwierige musivische Arbeit erscheinen, zu welcher die einzelnen Nachrichten aus den verschiedensten Archiven und zahlreichen Druckwerken zusammengesucht werden mussten, so hat ganz besonders die Aufhellung der Geschichte der im Orte heimisch gewesenen Adelsgeschlechter nicht geringe Mühe gemacht, und vielfältig ließen dann meine Forschungen Behauptungen früherer Schriftsteller als irrig erkennen. Die Aufhellung würde noch mehr geglückt sein, wären eines Theils alle Archive ganz in der Weise des Dresdner Haupt-Staats-Archivs repertorisirt, andern Theils nicht so viele Epitaphien, sei es durch Unglücksfälle, sei es durch Unverstand verloren gegangen. Die Zeichnung der Wappen auf der beigegebenen Tafel habe ich der kunstfertigen Hand des in Heraldik und Sphragistik wohl bewanderten Herrn Hauptmanns J. Kindler in Straßburg i. E. zu danken.Möge man das Büchlein, an dem ich Jahre lang mit vieler, keine Opfer scheuender Liebe gearbeitet habe, freundlich aufnehmen ! (Herbsleben, 1. December 1872. Der Verfasser.)