Looff: Friedrich Wilhelm L.,
sachsen-gothaischer Schulrath und vielseitiger Schriftsteller, geboren
am 25. Juli 1808 in Magdeburg, † am 22. November 1889 in Langensalza.
Sein Vater war Kaufmann, starb aber wenige Wochen vor der Geburt dieses,
seines vierten, Sohnes. Bereits im 4. Lebensjahre konnte der Knabe
lesen und besuchte daher von 1812 ab eine Privatschule. Im J. 1815
erkrankte er an den Masern und wurde nun infolge falscher ärztlicher
Behandlung so leidend, daß er bis zu seinem 18. Lebensjahre häufig
wochenlang das Bett hüten mußte. Von Ostern 1819 bis dahin 1827 besuchte
er das Gymnasium zu "Unserer lieben Frauen" in Magdeburg und bestand
die Abiturientenprüfung mit der besten Censur. Er begab sich nach Halle,
um Theologie zu studiren, hörte nebenbei aber auch mathematische,
physikalische, geschichtliche und philosophische Vorlesungen. Im zweiten
Semester|jedoch
gab er die Theologie ganz auf und lag nun ausschließlich den zuletzt
genannten Wissenschaften ob. Michaelis 1828 siedelte er nach Berlin
über, wo er bis Ostern 1830 zu bleiben gedachte, um dann eine größere
Reise durch die Schweiz und Italien zu machen und hierauf in Bonn seine
Studien zu vollenden. Bereits im Herbste 1829 wurde er aber zur
Vertretung des erkrankten mathematisch-naturwissenschaftlichen Lehrers
an das Gymnasium zu Kottbus gesandt und beschloß nun, möglichst bald
sein Examen zu machen. Er that es noch vor Weihnachten jenes Jahres, und
da der Lehrer, welchen er bisher vertreten hatte, mittlerweile
gestorben war, wählte man ihn, obgleich er erst 21 Jahre alt war, zu
seinem Nachfolger. Die Schulverhältnisse in Kottbus sagten ihm jedoch
wenig zu, weshalb er sich 1831, bald nach seiner Vermählung mit Adolfine
Bruno aus Magdeburg, nach Aschersleben meldete, wo er erst Oberlehrer,
später Rector der neugegründeten Realschule wurde. Unter Looff's Leitung
hob sich dieselbe bald so, daß ihre Umwandlung in ein Realgymnasium
erfolgte. Neben seiner schulischen Stellung war L.
auch noch in der städtischen Verwaltung und, durch finanzielle Nothlage
gezwungen, fleißig schriftstellerisch thätig. So übernahm er die
Redaction der pädagogischen Litteraturzeitung, schrieb ein Lehrbuch der
Geometrie, mehrere arithmetische Werke, verschiedene wissenschaftliche
Abhandlungen und gab ein Turnliederbuch heraus. Um finanziell besser
gestellt zu werden, bewarb er sich 1845 um die Directorstellung an der
Realschule in Gotha, welche ihm in der That auch verliehen wurde.
Nachdem er dieselbe am 26. Juni jenes Jahres angetreten hatte, gelang es
ihm schnell, sich sowohl als Schulmann als auch als Staats- und
städtischer Bürger in Gotha eine angesehene Stellung zu erringen. Schon
nach wenigen Jahren zeichnete ihn das Ministerium durch Verleihung des
Prädicats "Schulrath" aus. Zur Hebung und Belebung des Kunstsinnes der
Bürgerschaft gründete L.
den Gothaer Kunstverein. In Gemeinschaft mit Graf Thun und Professor
Eggers rief er sodann die Verbindung für historische Kunst ins Leben und
übernahm das Ehrenamt des Geschäftsführers derselben. In Gotha rief er
ferner einen Gewerbeverein ins Leben, förderte die Turnanstalt und den
Feuerrettungsverein und übernahm neben seinem Hauptamte noch die
Direction der Gewerbeschule. Obgleich die von L.
geleitete Anstalt trefflich gedieh, tauchte in Gotha doch der Plan auf,
sie mit dem humanistischen Gymnasium zu verschmelzen, und als derselbe,
trotz der Proteste Looff's, der seiner Schule die Selbständigkeit
bewahren wollte, 1859 zur Ausführung gelangte, wurde L.
mit vollem Gehalte zur Disposition gestellt. Er wählte nun zu seinem
ferneren Aufenthalte die nur wenige Stunden von Gotha gelegene Stadt
Langensalza. Hier richtete er eine kleine Privatschule ein, welche sich
später zur städtischen höheren Töchterschule entwickelte. Ferner rief er
einen Gartenbau-Verein ins Leben und gründete die Loge Hermann von
Salza. Vor allem aber widmete er sich litterarischen Arbeiten. So
übernahm er die Neuherausgabe von Tetzner's Leitfaden der Geographie,
aus welchem Buche unter seinen Händen ein großangelegtes, sehr
gründliches Werk entstand, das leider infolge von Differenzen mit dem
Verleger nur einmal aufgelegt wurde. Seinen Hauptfleiß aber verwendete
er auf sein wohlbekanntes und geschätztes Fremdwörterbuch, das
zahlreiche Auflagen erlebt hat. Zu pädagogischer Thätigkeit gab L.
noch einmal im J. 1874 die Errichtung eines Technikums in Langensalza
Veranlassung, jedoch endigte dieselbe sehr bald wieder, da jene Anstalt
nur wenige Jahre bestand. — Ein Verdienst erwarb sich L.
ferner dadurch, daß er 60 Jahre lang drei Mal täglich meteorologische
Beobachtungen vornahm und aufzeichnete, wodurch er wichtiges
statistisches Material sammelte.
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Aufopfernd war die Thätigkeit Looff's und seiner Familie in den
Tagen der Schlacht bei Langensalza 1866. Er richtete Lazarette ein,
schuf Bureaus zur Aufstellung der Verwundeten- und Todtenlisten, nahm
mehrere Schwerverwundete in sein Haus auf und war mit den Seinigen
überall, wo Hülfe nöthig war.
Sein Familienleben war reich an Kummer und Trübsal. Von den 13
Kindern, die ihm seine Gattin gebar, starben 3 im jugendlichen Alter,
während 4 ihm als Erwachsene durch den Tod entrissen wurden. Ein
Freudentag war ihm aber beschieden, als er am 10. October 1881 seine
goldene Hochzeit feiern konnte. Der Spätabend seines Lebens ward ihm
leider durch ein schweres Herzleiden und zunehmende Schwerhörigkeit sehr
getrübt.
Aeußere Anerkennung für seine langjährige rege Thätigkeit fand L.
dadurch, daß ihm mehrere hohe Orden verliehen wurden, so z. B. vom
Kaiser von Oesterreich das Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft.
Zahlreiche Künstlervereinigungen und wissenschaftliche Gesellschaften
ehrten ihn durch Ernennung zum Ehrenmitgliede
aus Max Berbig, „Looff, Friedrich Wilhelm“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 52 (1906), S. 65-67
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