Der Jurist, Historiker und einstige Stadtarchivdirektor in Mühlhausen, Dr. jur. Dr. phil. Gerhard Günther, zählt zu den Mühlhäuser Stadtarchivaren, die das Amt über drei Jahrzehnte lang wahrnahmen. Am heutigen 20. Februar begeht er seinen 85. Geburtstag.
Gerhard Günther vollbrachte einen beachtlichen Teil seiner Lebensleistung im Dienste der Stadt und zur Pflege und Popularisierung der reichen Regionalgeschichte. Günther, der am 20. Februar 1930 in Greiz geboren wurde, studierte Rechtswissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und promovierte zunächst im Jahre 1956 zum Dr. jur. mit der Dissertation „Die Anfänge der Rezeption des mittelalterlichen römischen Zivilrechts in Thüringen bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts".
Nach dem Studium der Archivwissenschaft in Berlin verteidigte er 1973 seine zweite Dissertation in Leipzig zum Thema „Studien zur Geschichte der Reformation und des Bauernkrieges". Diese Dissertation besteht aus Einzelbeiträgen wie
„Altes Recht, Göttliches Recht und Römisches Recht in der Zeit der Reformation und des Bauernkrieges", sowie „Martin Luther und das Recht".
1959 berief die Stadtverordnetenversammlung Mühlhausen Gerhard Günther zum Stadtar-chivdirektor. Dr. Dietrich Lösche und Dr. Gerhard Günther schufen Ende der 1950er-Jahre ein Verwaltungsarchiv, dem 1962 eine Buchbinderwerkstatt und 1965 eine eigene Bildstelle angegliedert wurden.
Beide Archivare erarbeiteten erstmals eine genaue Übersicht über die Bestände des Stadtarchivs, die unter dem Titel „Das Stadtarchiv Mühlhausen und seine Bestände" publiziert wurde. Die 120 Seiten umfassende Broschüre enthält unter anderem eine Übersicht über die Geschichte der Stadt, Abrisse zur städtischen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte und Geschichte des Stadtarchivs. Günther hatte besonderen Anteil an der Gründung der Zentralen Gedenkstätte „Deutscher Bauernkrieg" im Jahre 1975.
Von dem Gründungsdirektor der Gedenkstätte stammte ein Großteil des Drehbuchs für die erste Ausstellung in der Kornmarktkirche. Gerhard Günther erwarb sich besondere Verdienste um die Erforschung und Darstellung der Zeit der Reformation, des Bauernkrieges und der Aufständischen um Thomas Müntzer in zahlreichen Beiträgen und einigen Büchern.
Besonders hervorzuheben ist seine stadtgeschichtliche Darstellung in dem Text-Bild-Band „Mühlhausen in Thüringen, 1200 Jahre Geschichte der Tho-mas-Müntzer-Stadt" (1975).
Mit dieser populärwissenschaftlichen Darstellung der Stadtgeschichte Mühlhausens legte er „die erste größere Gesamtdarstellung der Stadtgeschichte Mühlhausens" vor. Sie bildet einen umfassenden Abriss der Geschichte der Stadt auf wissenschaftlicher Grundlage.Bereits 1971 wurde von Gerhard Günther und seiner Frau Rita das Bändchen „Mühlhausen in Thüringen. Das Rathaus" veröffentlicht, das 1975 und Gerhard Günther wird heute 85 Jahre alt.
1982 mit Ergänzungen erschien. Das kunstgeschichtliche Stadtbuch „Mühlhausen. Thomas-Müntzer-Stadt" (1986) schrieb Günther mit Winfried Korf. Günthers Beiträge erschienen in Fachzeitschriften, Jahrbüchern und Sammelbänden.
Ende Februar 1984 fand anlässlich des 25-jährigen Berufsjubiläums des Stadtarchivars ein Kolloquium in Mühlhausen statt. Gerhard Günther war im Oktober/November 1990 Stipendiat des Deutschen Historischen Instituts in Rom und forschte im Archiv und der Bibliothek des Vatikans in Rom. 1997 publizierte der Rechtshistoriker im Mecke Verlag in Duderstadt seine umfassende Bearbeitung „Willkür der Stadt Heiligenstadt aus dem Jahr 1335. Stadtrechtim Mittelalter". Diese gab die Stadt Heilbad Heiligenstadt heraus. Zum 75. Geburtstag Günthers erschien im Rockstuhl Verlag Bad Langensalza sein neues Buch „Vom Wagenrad zum Automobil" (2004).
Der Landesinnungsverband des Karosserie- und Fahrzeugbauerhandwerks Thüringen führte im April 1992 einen Landesverbandstag durch, während dem die Entwicklung des Stellmacherhandwerks bis in die Gegenwart skizziert wurde.
Das Buch bildet auf fast 400 Seiten „ein Sittengemälde des Handwerks in Thüringen, welches höchsten Ansprüchen gerecht wird". 2006 veröffentlichte Günther seine Dissertation aus dem Jahre 1957 „Römisches Recht in Thüringen. Seine Anwendung im Rechtsleben bis 1350". Sie ist die erste Untersuchung zur Geschichte der Übernahme des mittelalterlichen römischen Rechts in Thüringen. (Dieter Fechner)
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