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Laue, Gerhard

Laue, Gerhard

Gerhard Laue auf der Leipziger Buchmesse 2017. Foto von Harald Rockstuhl

Gerhard Laue im Gespräch [Externer Link]: https://www.zeit-und-zweitzeugen.de/zeitzeugen/jugend-in-der-diktatur/

Über den Autor (aus dem 4. Band 2023, als Gerhard Laue 95 Jahr ist):

"... Nach Kriegsende setzt er zunächst seine durch den Kriegseinsatz unterbrochene kaufmännische Lehre in der Damenmantelfabrik Hans Piper mit Sitz am Erfurter Anger 33 fort.

Nach dem erfolgreichen Abschluss hält es ihn nicht mehr lange in der von den Russen besetzten Zone. Er hat erkannt, dass die selbstgesteckten beruflichen Ziele – der Aufbau einer eigenen Firma – im kommunistischen System nicht zu verwirklichen waren. Zudem bestand nach den Jugendjahren unter Hitler wenig Lust, weiter in einer Diktatur leben zu müssen.
Er wählte die Freiheit und fasste schon Anfang 1949 den Entschluss, Erfurt in Richtung Westdeutschland zu verlassen.
Der Fluchtweg führte ihn zunächst nach Berlin. Die Stadt war damals noch nicht durch Mauer und Stacheldraht getrennt. Der innerstädtische Verkehr lief noch reibungslos zwischen den verschiedenen Sektoren. Aber der inzwischen ausgebrochene Kalte Krieg hatte durch die russische Berlin-Blockade einen seiner gefährlichen Höhepunkte erreicht. 
Der von allen Landzufuhren abgeschnittene Westteil der Stadt wurde von den Westalliierten durch eine gigantische Luftbrücke versorgt. Einige dieser Transport-flugzeuge wurden für den Rückflug so hergerichtet, dass sie in der Lage waren, Menschen zu befördern. Auf diese Weise wurde es vielen Bürgern der damaligen Ostzone ermöglicht, ihre Heimat zu verlassen. Einer davon ist Gerhard Laue gewesen.
Nach einem Fachstudium für Textil und Bekleidung in Hohenstein/Württ. bekam er seine erste Anstellung in einer Kleiderfabrik in Wuppertal mit Sitz in der weit über Wuppertals Grenzen hinaus bekannten Textilstraße Hofaue.
„Der Start ist nicht einfach gewesen“, erzählt er rückblickend. „Ich kam in eine immer noch stark zerstörte Stadt. Der Wiederaufbau kam nur langsam in Gang. Viele Wuppertaler lebten aus Mangel an Wohnraum noch in den Orten ihrer Evakuierung, vorwiegend im Waldecker Land und  in Unterfranken.“ 
Eine fremde Umgebung, eine andere Mentalität und die immer wieder aufkommende Sehnsucht nach den den Lieben und den vielen Freunden zu Hause haben das Einleben nicht leicht gemacht. Weil politisch totale Eiszeit geherrscht hat, hatte er wenig Hoffnung, die geliebte Heimat jemals wiederzusehen.
Jeder hat in diesen Jahren des Wiederaufbaus hart arbeiten müssen. Die Früchte wurden wenige Jahre später sichtbar.
Gerhard Laue hat sein Ziel, eine eigene Firma zu gründen, nie aus den Augen verloren. Er wechselte in den Außendienst und erwarb sich so innerhalb weniger Jahre einen festen Kundenstamm. Damit waren neben einer hervorragenden fachlichen Ausbildung die wichtigsten Voraussetzungen geschaffen, um den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Das nötige Selbstvertrauen, verbunden mit einer gehörigen Portion Optimismus, war vorhanden.
Das Einzige, woran es gemangelt hat, war das Geld. Aber das hat ihn nicht davon abgehalten, im Jahre 1954, fünf Jahre nach seiner Flucht, im Alter von 26 Jahren eine eigene Firma zu gründen. Es war eine Fabrikation von Damenblusen.
Es folgten schwere Jahre des Aufbaus. Im Nachhinein bewundert er seinen Mut, diesen Schritt ohne ausreichende Kapitaldecke gewagt zu haben. Aber Mut zum Risiko gehört wohl dazu, wenn man Erfolg haben will. Und Geduld gehörte nicht zu seinen Stärken. Die permanente Kapitalknappheit hatte manchen schmerzlichen Rückschlag zur Folge. Ein armer Flüchtling aus der „Ostzone“ besaß nur wenig Kreditwürdigkeit, sowohl bei den Banken, als auch bei den Lieferanten. Anständigkeit und Tüchtigkeit spielen bekanntlich bei der Kreditvergabe nur eine untergeordnete Rolle. So bedurfte es einiger Jahre harter Arbeit und auch glücklicher Umstände, bis auch dieses leidige Problem gelöst war. 
1957 hat er seine Marlies geheiratet, die fortan einen wesentlichen Anteil am Erfolg und dem weiteren Aufstieg des Unternehmens hatte.
1982 kam es zur Gründung einer zweiten Firma, eines Filialunternehmens. Die eigenen Produktion konnte nun in 66 eigenen Modegeschäften, vorwiegend in NRW und nach der Wende auch in Thüringen, verkauft werden. Und dem Zug der Zeit folgend wurden eigene Produktionen in Tanger/Marokko und in Paris aufgebaut. Regelmäßige Einkaufsreisen führten nach Hongkong, Taiwan und Delhi.
Dabei ist die Verbindung zur Heimatstadt Erfurt immer sehr eng geblieben. Daran konnten auch die 40 Jahre der erzwungenen Trennung nichts ändern. Soweit es die politische Wetterlage erlaubt hat, ist er in der Adventszeit mit der Familie in Erfurt gewesen. Die in diesem Leben nicht mehr erwartete Wiedervereinigung empfand er auch persönlich als einen großen Glücksfall. Die wieder eingetretene Normalität, die Möglichkeit, nach Erfurt fahren zu können, wann und wie oft man wollte, die hat er regelrecht genossen. Viele alte Freundschaften aus der Jugendzeit konnten wieder aufgenommen werden. 
Auch im Rentenalter ist Gerhard Laue weiter aktiv geblieben. Davon zeugen die 16 Bände seiner umfangreichen Ahnenforschung. Mit einigem Stolz weist er darauf hin, dass er einige Linien seiner Ahnen bis in die Reformationszeit zurückverfolgen konnte.   
Als Zeitzeuge gibt er Interviews. Um zu mahnen und um die Erinnerung an die schreckliche Zeit der Nazi-Herrschaft wach zu halten, hält er Vorträge an Schulen, in politischen und kirchlichen Einrichtungen. Vorwiegend in Erfurt, in Wuppertal und im Bergischen Land."


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Artikel-Nr.: 978-3-95966-594-0

Autor: Gerhard Laue, Taschenbuch, 244 Seiten, 88 Abbildungen.

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Artikel-Nr.: 978-3-95966-137-9

Autor Gerhard Laue - ein Zeitzeuge erzählt, 214 Seite mit 88 Fotos und Abbildungen.Autor Gerhard Laue - ein Zeitzeuge erzählt, 214 Seite mit 88 Fotos und Abbildungen.

AKTIVER WIDERSTAND – IN DEN FÄNGEN DER GESTAPO – SCHICKSALE JÜDISCHER FREUNDE – TODESURTEILE UND EUTHANASIE IM ENGSTEN UMFELD.

Dieses Buch erzählt die Geschichte einer normalen, aber sehr regimekritischen Familie. Einer Familie, in der mit großer Leidenschaft auf Hitler geschimpft worden ist. Und in der es auch die unausbleiblichen Generations-konflikte gegeben hat. Einer Familie, die das Glück hatte, anonym zu bleiben – weil aus den eigenen vier Wänden nichts nach draußen gedrungen ist.
Das waren die Stationen des Wandels. Aus treu ergebenen 10-jährigen Pimpfen wurden innerhalb weniger Jahre leidenschaftliche Kämpfer gegen Hitler.
Als Schüler der Erfurter Handelsschule gründen 15- und 16-jährige 1943 eine Widerstandsgruppe. Sie treten sehr schnell mit Flugblattaktionen und anderen Aktivitäten an die Öffentlichkeit. Sie werden verraten und von der Gestapo inhaftiert. Nur ihre Jugend bewahrte sie vor der Todesstrafe. Andere, zu denen auch Gerhard Laue gehört hat, werden nach ihrer Verhaftung wieder freigelassen. Der Vorwurf der staatsfeindlichen Umtriebe bleibt bestehen. Sie werden von der Schule verwiesen.

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Artikel-Nr.: 978-3-95966-703-6

Autor: Gerhard Laue, Taschenbuch, 192 Seiten, 201 Abbildungen.

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Artikel-Nr.: 978-3-95966-222-2

Autor Gerhard Laue - ein Zeitzeuge erzählt, 228 Seite mit 88 Fotos und Abbildungen.

AKTIVER WIDERSTAND – IN DEN FÄNGEN DER GESTAPO – SCHICKSALE JÜDISCHER FREUNDE – TODESURTEILE UND EUTHANASIE IM ENGSTEN UMFELD.

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